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16.04.2018 16:51 Alter: 6 yrs

Meine „triple-Belastung“


Ich hatte zugleich das Glück und auch etwas das Pech, mich für viele Dinge zu interessieren und auch die Möglichkeit zu haben, meinen Interessen nachzugehen. So begann ich mit acht Jahren ein Instrument zu spielen und konnte auf diese Weise meine Liebe zur Harfe und Musik ausleben. Auch wenn sich über viele Jahre meine Motivation zum konzentrierten Üben in Grenzen hielt, blieb das Musizieren immer der bedeutendste Teil meines Lebens und um mir meinen Traum zum musikalischen Studium zu erfüllen, wechselte ich 2014 ins Musikgymnasium Feldkirch. Doch in demselben Jahr entdeckte ich etwas für mich, was mein Leben bereichern und verkomplizieren sollte: das Sportschießen. Nachdem ich mehrere Sportarten mit Freude verfolgt hatte, hatte ich nun einen Sport gefunden, den ich mit Leidenschaft verfolgte.

Unterstützt von meinem Schützenverein verwendete ich viele Stunden für das Training und verschiedene kleinere Wettkämpfe. Als mir dann mit der Qualifikation zur WM die Aufnahme in die österreichische Schützenmannschaft glückte, öffneten sich mir noch mehr Möglichkeiten, aber auch mehr Pflichten. Bei mehrtägigen Trainingslehrgängen, die an verschiedenen Orten ausgetragen werden, fand ich die perfekten Bedingungen, um eine bessere Schützin zu werden, aber ich fand keine Harfe, auf der ich hätte üben können. Meine eigene Harfe mitzunehmen, war bei vereinzelten Trainings möglich, doch sie auf Wettkämpfe mitunter in einen Flieger oder einen Mannschaftsbus zwischen Gewehr und Schießkoffer zu zwängen, überschritt des Öfteren meine Möglichkeiten. Hinzu kam, dass die Oberstufe des Musikgymnasiums einen größeren Lernaufwand zu verlangen schien; ein Umstand, den mein Klassenvorstand und Französischprofessor, Monsieur Gerstendörfer, als „triple-Belastung“ zu bezeichnen pflegt.

Auch wenn ich diese Interessen verfolge, weil ich Freude an ihnen habe, ergaben sich tatsächlich Belastungen, denen ich nur durch die Hilfe von Unterstützern begegnen konnte. Ein überaus wichtiger Unterstützer war meine Schule. Viele meiner Teamkollegen, die sich noch in der Ausbildung befinden, klagen über die Schwierigkeit, überhaupt zu Wettkämpfen und Trainings gehen zu können, weil die schulische Befreiung Probleme bereitet. Ich kann mich überaus glücklich schätzen, dass mir immer die Freiheit zugestanden worden ist, für etwaige Veranstaltungen dem Unterricht fernbleiben zu dürfen, ohne komplizierte Verhandlungstechniken anwenden zu müssen; eine Hilfe, für die ich immer sehr dankbar war. Auch jetzt im Maturajahr ist es mir möglich, im April für mehrere Tage eine Universität in den USA zu besichtigen, wobei ich einige Schulstunden verpasse; auch dieses Mal ohne Probleme.

Viele Schüler stehen den Schwierigkeiten von di- oder triple-Belastungen gegenüber, aber nicht alle haben das Glück, von ihrer Umgebung Unterstützung zu erfahren. Ich schätze mich glücklich, am Musikgymnasium Feldkirch zur Schule gehen zu dürfen; eine Schule, die mich in meiner Laufbahn verständnisvoll und unterstützend begleitet hat.

Verena Zaisberger, 9m