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27.06.2017 16:22 Alter: 7 yrs

Bericht II – Double Room

Eine vom Land Vorarlberg finanzierte Kulturpartnerschaft (Double Check) zwischen Gymnasium Schillerstraße und Universität Liechtenstein.


Die für die Architekturvermittlung an der Universität Liechtenstein zuständigen Expertinnen Celina Martinez und Cornelia Faisst haben für die SchülerInnen des Wahlpflichtfaches Kulturvermittlung des Gymnasium Schillerstrasse und die SchülerInnen der Waldorfschule Schaan im Frühjahr 2017 eine spannende und kurzweilige Einführung in Architektur- und Stadtgeschichte gestaltet.

Im zweiten Teil des Projektes wurden die unterschiedlichen Nutzungen der Stadt am Beispiel der Stadt Feldkirch erarbeitet und anschließend einzelne Stadtteile und Plätze näher analysiert und gemeinsam diskutiert. Abschließend erarbeiteten die SchülerInnen Vorschläge für Platzgestaltungen konkreter Feldkircher Orte.

Für die kommende Projektphase im Herbst ist die „Umsetzung“ von Nutzungskonzepten angedacht: Die Stadt bzw. Stadträume sollen betanzt, bemalt, performt usw. werden.

 

Feedback SchülerInnen:

Spannendes Thema, wie Stadt aufgebaut ist, wie Stadt funktioniert. Noch mehr Informationen wären super. Geschichten ausdenken zu weit hergeholt. Gut war die Phase, in der wir Vorschläge zur Verbesserung von Teilen der Stadt machen konnten.
Simon Pichorner

Thema ist sehr interessant, aber Geschichtenausdenken hat nicht so viel mit dem Thema zu tun.
Valentin Eß

Ja, das war cool. Ist etwas anderes als Schule, gemeinsam etwas überlegen und umsetzen. Interessant, was bei diesem letzten Prozess herausgekommen ist, ganz unterschiedliche Darstellungen. Aber mit dem Basteln und Geschichtenerzählen waren wir unterfordert.
Jana Wäger

 

Interview mit Dipl.-Arch. AA Celina Martinez-Cañavate, MA

Womit beschäftigt sich Architekturvermittlung?

Das Bauen ist nur eine Facette der Architektur. Architektur ist auch ein Dokument der Kultur- und Stilgeschichte, ein Speicher von technik- und wirtschaftshistorischem Wissen und steht für regionale Wissensnetzwerke und deren Transfer.

Die Architektur ist in all ihren Facetten Vermittlerin unserer Kultur und trägt somit zur inneren und äusseren Wahrnehmung einer Region bei. Architektur wird nicht nur gebaut, sondern nicht zuletzt geschrieben, gezeichnet, diskutiert und ausgestellt. Sie wird gelehrt, gelernt und von uns allen erlebt und gelebt. Die Architekturvermittlung beschäftigt sich mit der Kommunikation dieser Aktivitäten an eine breite Öffentlichkeit.

Welche Ziele verfolgt Architekturvermittlung? Welche AdressatInnen?

Die Themen rund um die Architektur und das Architekturschaffen gehen uns alle an und doch sind sie für viele Menschen schwer verständlich. Ziele in der Vermittlung von Architektur sind es, die künstlerischen, ästhetischen, technischen, wirtschaftlichen, ökologischen und nicht zuletzt ethischen Grundlagen von Architektur zu erklären. Denn aufgrund ihrer Komplexität erklären sie sich nicht von selbst:  Sie müssen analysiert, aufbereitet, dargestellt und vermittelt werden.

Das Wissen um die Qualität unserer gebauten Umwelt prägt die Gesellschaft. Nur der mündige und aufgeklärte Bürger kann seine Umgebung bewusst wahrnehmen und letztlich kompetent Bauqualität einfordern.

Im Sinne des ‚lifelong learning‘ sollte es das Anliegen einer jeden Kultur- und Bildungspolitik sein, Voraussetzungen für eine kontinuierliche Auseinandersetzung mit Architektur zu schaffen.

Führungen, gestalterisches Arbeiten und theoretische Auseinandersetzungen mit Architektur sind sowohl Angebote für Kinder/Jugendliche wie auch für Erwachsene.

Mit welchen Instrumenten kann Architektur vermittelt werden?

Die Landschaft der Architekturvermittlungsinitiativen ist gross. Verschiedene Kontexte, Inhalte Formate und Zielgruppen führen zu einer großen Vielfalt von Projekten zur Vermittlung von Architektur.

Instrumente zur Vermittlung von Architektur können unter anderem folgende sein: vorbildliche Fallbeispiele für die Auseinandersetzung, Kommunikation und Information mit/von Architektur, Kammern und Stiftungen, Initiativen und Plattformen, welche Architekturworkshops anbieten, Architekturpreise, partizipative Initiativen, Festivals, Messen, grossformatige Ausstellungen, Museen, gebaute Attraktionen, Forschung-Lehre-Transfer, Fachzeitschriften etc.

Macht es Sinn Architekturvermittlung in die Schule einzubinden? Wie?

Aus unserer Sicht macht es auf jeden Fall Sinn. Denn der Anspruch jedes Menschen sollte ein gut gestaltetes, funktionelles und ansprechend gebautes Umfeld sein. Dafür ist eine Kompetenz zur Bewertung von Baukultur und ihren Qualitäten eine wichtige Grundlage. Aber auch ein ausgeprägtes Verständnis und die Anerkennung der Gesellschaft für das Architekturschaffen ist fundamental für einen zukünftig nachhaltigen Umgang mit unserer gebauten Umwelt.

Wie Kinder und Jugendliche heute die gebaute Umwelt wahrnehmen, wird ihr zukünftiges räumliches Denken und Handeln beeinflussen. Nur durch ein aktives Beobachten und Erforschen ihrer gebauten Umgebung  können sie die Baukultur eines Ortes entdecken, Wissen aufbauen und Wertvorstellungen entwickeln. Durch Projekte mit Kindern und Jugendlichen werden jedoch auch Eltern und Lehrern erreicht, indem die Schüler den Diskurs in der Schule, Zuhause und während des Ausstellungsbesuchs weiterführen.

Das Thema Architektur kann in verschiedenen Fächern eines Curriculums einfliessen. Architektur- und Baukulturthemen müssen nicht zwingend nur in der bildnerischen Erziehung vorkommen, sie können auch in Fächern wie beispielsweise Deutsch behandelt werden, indem man über Architektur schreibt oder in Geografie, wobei man sich mit der Siedlungsent­wicklung auseinandersetzt, usw. Wichtig dabei ist eine gute Zusammenarbeit zwischen Fachpersonen in der Architektur und den Lehrern/Lehrerinnen. Dies erleichtert, das Thema Architektur sehr einfach in den Schulunterricht zu integrieren.

Welchen Stellenwert hat Architekturvermittlung an der Uni-Liechtenstein?

Architektur betrifft uns alle und ist ein fundamentaler Bestandteil kultureller Bildung. Wie wir die gebaute Umwelt wahrnehmen, sie prägen und sie vermitteln, wird in Deutschland, Österreich und der Schweiz seit den letzten 20 Jahren intensiv diskutiert. Dabei sind viele Einrichtungen, die sich mit der Vermittlung von Architektur auseinandersetzen, entstanden. In Liechtenstein sind das Institut für Architektur und Raumentwicklung der Universität Liechtenstein und die Liechtensteinische Ingenieur- und Architektenvereinigung zurzeit die einzigen Institutionen, die einen öffentlichen Wissensaustausch im Bereich Architekturschaffen im Fürstentum verfolgen.

Das Institut für Architektur und Raumentwicklung versteht sich als aktive Plattform für Architekturvermittlung mit dem Ziel, das Architekturschaffen als solches zu fördern und durch kulturelle Aktivitäten seine wirtschaftliche und soziale Bedeutung zu stärken.

Celina Martinez-Cañavate ist wissenschaftliche Mitarbeiterin / Doktorandin am Institut für Architektur und Raumentwicklung der Universität Liechtenstein.